
Klärungshilfe:
Mediation kann auf unterschiedliche Weise gestaltet werden. Die klassische Methode zielt vor allem auf eine sachliche Einigung, die durch Verhandlung gesucht und idealerweise mit einer Vereinbarung abgeschlossen wird.
Ich arbeite nach der Methode der Klärungshilfe. Sie legt den Schwerpunkt auf das gegenseitige Verstehen und die Klärung der Beziehungsebene, als Grundlage für tragfähige Lösungen (Vergangenheit verstehen → Gegenwart klären → Zukunft planen).
Um den Weg, den die Klärungshilfe auf der Suche nach einer Lösung einschlägt, zu veranschaulichen, eignet sich für mich diese chinesische Weisheit sehr gut:
Jedes Ding hat drei Seiten:
eine, die du siehst,
eine, die ich sehe,
und eine, die wir beide nicht sehen.
Zu Beginn geht es darum, die unterschiedlichen Sichtweisen der Konfliktparteien wertfrei zu erkennen und zu verstehen. Dabei ist entscheidend, dass Verstehen möglich ist, ohne die Sichtweise des anderen übernehmen oder akzeptieren zu müssen.
Gelingt es, die Perspektive des Gegenübers zu verstehen, verändert sich häufig der Blick auf die Situation. Der zuvor entstandene Eindruck, die andere Partei wolle einem „Böses“, verliert an Gewicht und der Druck in der Situation sinkt. Auch wenn man sich inhaltlich vielleicht noch nicht angenähert hat, entsteht dadurch eine offenere und leichtere Kommunikation.
Mit Unterstützung des Klärungshelfers lassen sich oft neue Perspektiven erkennen.
Auf Grundlage des gegenseitigen Verständnisses und einer spürbaren Entlastung entstehen Lösungsmöglichkeiten, die zuvor undenkbar schienen.
So schafft die Klärungshilfe ein tragfähiges Fundament, das gegenseitiges Verständnis stärkt und Zusammenarbeit oder Miteinander wieder möglich macht.
Klärungshilfe ist kein therapeutisches Verfahren und kein Ort für einen "Seelenstrip". Niemand wird gedrängt, über persönliche Gefühle zu sprechen. Es geht darum, Missverständnisse zu klären und wieder in ein gutes Gespräch zu kommen. Offen, aber ohne Druck und stets im eigenen Tempo.
Rolle des Klärungshelfers:
Der Klärungshelfer ist allparteilich, aber nicht distanziert. Er unterstützt die Beteiligten sowohl in der sachlichen Auseinandersetzung als auch auf der emotionalen Ebene. Beides ist wichtig, um ein echtes Verstehen zu ermöglichen. Anders als ein neutraler Schiedsrichter schafft er damit einen Rahmen, in dem Fakten und Gefühle gleichermaßen Raum finden und Vertrauen entstehen kann.
